UPDATE 10.05.2019: Google verbessert seinen Assistant und bringt damit Voice Search auf die nächste Ebene. Wichtige Neuerungen sind die Continued Conversation, mit der nicht mehr vor jedem Befehl ein „Ok, Google“ stehen muss.
Außerdem ist der Assistant nun bis zu zehn mal schneller und kann lokale Aktionen auch komplett offline abschließen. Dank der angekündigten Duplex-Technologie kann der Assistant auch komplexere Aufgaben im Web lösen, wie beispielsweise Formulare ausfüllen und Buchungen vornehmen. Dies so sind sich die Experten einig könnte der Grundstein für #voicefirst sein.
Voice-Search – „Was soll das denn sein?“ – „So etwas brauche ich nicht“ – „Das nutzt doch niemand“ – „Das wird doch erst in ein paar Jahren aktuell“.
Das sind oftmals die Reaktionen auf das Thema „Voice-Search“. Warum das Thema aber genau jetzt wichtig wird und zwar für jeden Webseiten-Besitzer, erfährst du in diesem Artikel.
Voice-Search – was ist das?
In den letzten Jahren verlief die Suche von Informationen und Produkten im Internet jedes Mal nach dem selben Schema. Eine Frage taucht auf. Der User ruft eine Suchmaschine – meist Google – auf und gibt seine Frage ein. Das kann über den Browser oder eine App geschehen. Google zeigt dann eine möglichst passende Ergebnis-Liste an. Der User klickt auf die ersten Positionen und findet seine Antwort.
Daraus entstand das Berufsfeld der Suchmaschinenoptimierer. Der Internetauftritt wird dabei so gestaltet, dass Google die Webseite als passend für bestimmte Themen erachtet.
Das ändert sich jetzt.
Das Marktforschungsunternehmen Comscore hat die Prognose abgegeben, dass bis zum Jahr 2020 bereits 50% der Suchanfragen sprachbasiert sein werden. Das heißt: Eine Frage taucht auf. Der User aktiviert den Sprach-Assisenten und spricht die Frage ein. Diese Suchanfragen werden Voice-Search oder zu Deutsch Sprachsuchen genannt.
Angetrieben wird dies durch immer mehr Sprach-Assitenten auf dem Markt. Egal ob Siri, Cortana, Google Home oder Alexa – Sprachassistenten sind auf dem Vormarsch.
Was bedeutet das jetzt für Webseitenbesitzer?
Diese Aussage klingt plakativer, als sie in Wahrheit ist. Denn wenn wir mal darüber nachdenken, wird es keine Welt geben, in der jeder seine Suchanfragen plötzlich nur noch per Sprache eingibt. Oder kannst du dir vorstellen dich in einer vollen Straßenbahn mit Google über deine Suchanfragen zu unterhalten?
Es gibt allerdings Situationen, in denen das durchaus Sinn macht. Beim Autofahren zum Beispiel. Beim Kochen oder immer dann, wenn der User in einem mehr oder weniger „privaten Raum“ Tätigkeiten verrichtet, während denen er nicht klassisch suchen kann oder keine Zeit dazu hat.
Das oberste Ziel von Webseitenbesitzer ändert sich dadurch nicht. Noch immer wollen sie bei bestimmten Themen gefunden werden.
Was ändert sich durch die Sprachsuche?
Wenn wir herausfinden wollen, was sich durch die Sprachsuche ändern wird, sollten wir uns die Bereiche ansehen, in denen diese ihren Platz findet.
Der Interessent kann mit der Sprachsuche folgende Dinge tun:
- Eine Antwort auf eine Frage erhalten.
- Ein Produkt suchen und eine Auswahl erhalten.
- Ein Produkt kaufen.
Der User hat dabei aber folgende Restriktionen. Er:
- muss sich die Antwort merken: ausgiebige Recherchen über schwierige Themen werden so wohl eher nicht stattfinden
- kann nicht nach Bildern suchen: damit muss der Interessent wissen nach was er sucht und wie er es beschreiben kann
- sieht das Produkt oft nicht vor dem Kauf: Produkte mit hohen Investitionskosten, Branchen wie die Mode- und Schmuckbranche und ungewöhnliche Angebote fallen somit fast komplett weg
(nur auf sprachgesteuerten Geräten mit Display kann eine Auswahl der Produkte gezeigt werden, dies ist allerdings eine Mischform und kann nicht in allen Situationen genutzt werden)
Das heißt dann im Umkehrschluss: Ein User der die Sprachsuche benutzt
- will eine kurzeund knappe Antwort auf eine bestimmte Frage.
- kennt das Produkt/Angebot oft schon.
- sucht nach Produkten mit geringen Investitionskosten.
- sucht nach Produkten die nicht erklärt werden müssen.
Konkret in der Praxis könnten das ein Autofahrer sein, der nach den Öffnungszeiten eines Geschäftes fragt. Eine Familie am Esstisch, mit der Frage „Wer erfand das Auto?“. Ein Teenager, der nach einem Ersatzteil für seinen Kopfhörer fragt. Der Geschäftsmann, der nach dem Wetter in Rom fragt oder die Hausfrau die Waschmittel nachbestellt.
Vergleichen wir das mit der klassischen Suche per Texteingabe. Mit der Sprachsuche sprechen wir eine ähnliche Zielgruppe das Featured Snippet. Nämlich die Gruppe „Ich brauche schnell und kurz Informationen“.
Ist die Sprachsuche ein notwendiges Übel?
Nein das ist sie ganz und gar nicht. Trotz ihrer Einschränkungen bietet sie sowohl dem Nutzer als auch den Unternehmen einige Vorteile.
- Unternehmen können mit dem User stärker in Dialog treten.
- Durch den Einsatz von Sprache wird mehr Nähe und Sympathie geschaffen.
- Fragen können schneller beantwortet werden.
- Es kann schneller zu Impulskäufen kommen.
Für mich ist das nichts – oder doch?!
Der ein oder andere Webseitenbesitzer mag jetzt denken, dass ihn das nicht betrifft. Zugegeben, gibt es dafür viele Argumente:
Meine Angebote sind nichts für die Sprachsuche weil sie zu hohen Investitionen bedürfen.
Ja das kann sein. Niemand kauft ein Auto über die Sprachsuche. Um ein Auto zu kaufen, kommt der Kunde ins Autohaus. Aber: dazu muss er wissen, wo das Autohaus ist und ob es gerade offen hat. Und das sind doch wieder Informationen die über die Sprachsuche ausgegeben werden können. Vielleicht sogar angereichert mit der aktuell laufenden Rabatt-Aktion?
Ich verkaufe Dienstleistungen. Die werden nicht über Sprach-Assistenten gebucht.
Hier würde ich sagen, kommt es auf die Dienstleistung an. Ein ausführliches Business Coaching – ja da stimmt diese Aussage. Aber was ist mit „Alexa, buche mir morgen früh die Reinigungskraft“. Hier sieht die Sache schon wieder anders aus. Das „Problem“ des Business Coachings ist also nicht der Fakt, dass es eine Dienstleistung ist sondern, dass sie erklärungsbedürftig ist.
Mein Produkt/Meine Dienstleistung ist erklärungsbedürftig und ist daher nichts für die Sprachsuche.
Ja, hier kommen wir der Sache näher. Aber sehen wir uns das Ganze doch mal von der anderen Seite an. Gerade erklärungsbedürftige Produkte haben eines gemeinsam: sie lösen ein dringendes Problem des Kunden. Und es ist hier sogar so: je erklärungsbedürftiger das Angebot ist, je drastischer das Problem, desto mehr Zeit verbringt der Interessent damit sich zu informieren. Und zwar (achtung hier kommt der Clou) erstmal nicht über das Produkt, sondern über das Problem.
Denken wir jetzt mal an die Customer Journey (also kurz gesagt der Weg vom Interessenten zum Kunden). Je mehr Berührungspunkte der Interessent mit dem Unternehmen vor dem Abschluss hat, desto wahrscheinlicher der Kauf bei diesem. Das heißt du kannst den Interessenten schon abfangen, wenn er sich über das Problem informiert. Und das ohne dass er auch nur eine einzige Lösung kennt. Achte darauf, dass du dich trotz einem umfangreichen Problem bei der Lösung kurz hältst. Gut sind hier FAQs und Posts zu passenden W-Fragen (wie im Artikel weiter unten beschrieben).Das ist doch nur was für die Großen. Mein Business ist zu klein dazu.
Das wird oft so gesehen. Große Unternehmen haben mehr Budget zur Verfügung und können damit den Weg ebnen, voran gehen und wenn es sich bewährt hat, steigen die kleinen mit ein. Aber gerade das Thema Voice-Search ist ein Projekt, das sich nahtlos in die Suchmaschinen-Optimierung (die auch kleine Unternehmen durchführen) integrieren lässt. Es wäre einfach nur verschenktes Potential darauf nicht einzugehen.
Und gerade jetzt wo noch niemand dieses Thema richtig in seinen Marketing-Plan integriert hat und noch wenig Wettbewerb da ist, gibt es die größten Chancen auch für kleine Unternehmen ganz nach vorn zu kommen. Darum solltest du die Optimierung für Sprach-Assistenten jetzt fokussieren, gerade wenn dein Business noch klein ist.Voice-Search ist doch noch Zukunftsmusik. Ich glaube nicht, dass diese Funktion tatsächlich von so vielen Menschen genutzt wird.
Gehen wir davon aus, dass diese Aussage stimmt. Wie schon im obigen Abschnitt geschrieben, lässt sich die Optimierung für die Sprachsuche aber so nahtlos in „klassische SEO-Arbeiten“ integrieren, dass es kaum Mehr-Aufwand bedeutet. Wer seine Webseite von Anfang an dafür optimiert hat, hat später keine Problem, wenn der Trend doch rasch anzieht.
Dazu kommt, dass die Sprachsuche zwar momentan noch wenig in den Alltag integriert ist und daher noch nicht richtig angenommen wird, die Zahlen aber steigen. Dieser Trend wird noch zusätzlich dadurch unterstützt, dass Sprach-Assistenten in mehr Produkten wie Autos und Elektro-Geräten (wie der Mirkowelle von Amazon) integriert sein werden. Je mehr wir also von Sprach-Assistenten umgeben sind, desto mehr werden diese zwangsläufig genutzt werden.Ich nutze keine Sprachsuche und kann mir nicht vorstellen, dass meine Zielgruppe das tut.
Hand aufs Herz – bist du selbst deine Zielgruppe? Und wenn ja, ist deine Zielgruppe eine so homogene Masse, dass du sicher sagen kannst, dass sie geschlossene diese Funktion nicht nutzt und kannst du das auch für die nächsten Jahre sicher sagen?
Ok, nehmen wir an, du kannst alle Argumente widerlegen. Dann kommt jetzt das KO-Kriterium.
- Google hat einen Sprach-Assistenten. Google arbeitet daran seine Suchergebnisse für diesen zu optimieren. Kannst du dir vorstellen, dass Google Erkenntnisse aus diesen Optimierung nicht auch für seine Text-Suche nutzen wird?
In der Vergangenheit hat Google seine Ergebnisse für mobile Suchanfragen optimiert und die damit einhergehenden Anforderungen wurden auch ein Kriterium für die Desktop-Suche. Google hat seine Suchergebnisse für Bildersuchen optimiert und die Kriterien dafür haben ebenfalls Auswirkungen auf die Desktop-Suche.
Also ist die Wahrscheinlichkeit einer Verbindung von Kriterien für die Sprachsuche und Desktop-Suche gar nicht so weit hergeholt.
Schließlich ist der Grundgedanke von Google DEN Experten des Themas zu finden. Dieser hat in der Google-Welt auch die beste Webseite sprich die, die Google in jeglicher Suchanfrage ganz vorne findet, egal ob mobile Suche, Bildersuche oder eben Sprachsuche.
Also starte lieber jetzt gleich von Anfang an richtig durch mit der Optimierung für die Sprachsuche und spare später die Kosten für die Umstellung der Inhalte, Aufbau und Umprogrammierung der Webseite.
Ok gut – aber wie funktioniert das jetzt?
Voice-Search mit Chatbot
Generell gibt es für den Assistenten zwei Möglichkeiten auf eine Sprachsuche zu reagieren. Entweder er liefert er die Antwort – ähnlich wie bei der Textsuche – nach dem Durchsuchen mehrerer Webseiten oder aber er wechselt nahtlos in den Chatbot einer Anwendung.
Dieser Chatbot ist dann für den weiteren Dialog verantwortlich und kann mit dem User interagieren. Dies geht allerdings für Unternehmen derzeit noch mit einem erhöhten Aufwand einher. Ganz aus den Augen verlieren sollte man diesen allerdings nicht. Schon jetzt ist es möglich sich ohne Programmierkenntnisse und sogar kostenlos einen eigenen Chatbot für die Facebook Seite zu erstellen.
Sollte die Entwicklung daher weitergehen wie prognostiziert, wird es hier bestimmt bald ähnliche Angebote geben.
Voice-Search in SEO
Wechselt der Sprach-Assistent nach der Suchanfrage nicht in einen Chatbot, sondern sucht sich die Antwort aus einer Webseite, dann kommen hier wieder klassische SEO-Mechanismen ins Spiel. Und das sind die Mechanismen die sich wunderbar nutzen und integrieren lassen.
Wir stützen uns hier auf eine Analyse des Unternehmens Backlinko bei der mehr als 10.000 Google Home Antworten analysiert wurden.
SEO an sich ist wie schon oft hier auf dem Blog erwähnt kein eigenständiges Themengebiet, sondern hat Auswirkungen in alle Marketing Bereiche. Darum hat SEO für die Sprachsuche ebenfalls Optimierungspotential auf verschiedenen Gebieten.
Einige Dinge sind nicht nur für die Sprachsuche aktuell, sondern wirst du sowieso schon im Rahmen deiner SEO-Maßnahmen umsetzen.
Hier gehts zum Artikel über SEO-Trends 2019
Content Marketing
Was musst du beim Erstellen von Inhalten beachten, damit sie ebenfalls für die Sprachsuche optimiert sind?
- Eine durchschnittliche Antwort von Google Home hat 29 Wörter
- Google präferiert für seine Antworten Artikel mit einer durchschnittlichen Textlänge von 2.312 Wörtern.
- Google zieht Texte vor, die einem verständlichen Sprachniveau einer 9. Klasse entsprechen.
Bei der Gestaltung von Seiten sollte darauf geachtet werden, eine Seite für eine Frage zu generieren, auf der die Antwort in 29 Wörtern wiedergegeben werden kann und der Gesamttext qualitativ gut ist, einen natürlichen Sprachstil bestitzt und bei circa 2.300 Wörtern liegt.
Besonders gut für Sprach-Assistenten ist eine FAQ-Seite, die kurz und verständlich typische W-Fragen beantwortet.
Die Optimierung auf einzelne Keywords ist hier nicht mehr sinnvoll. Schon in der klassichen Textsuche ist dies nicht mehr angebracht. Bei der Sprachsuche hat dies aber keinerlei Relevanz mehr, da hier nach ganzen Sätzen gesucht wird. Deshalb fährst du gut, wenn du den Ansatz der „Optimierung für Autorität“ verfolgst wie beispielsweise beim Content Clustering.
Für Webseiten, die auf WordPress basieren, gibt es bereits Tools, die den geschriebenen Text nach inhaltlichen Aspekten wie Lesbarkeit bewerten und dir helfen sie dahingehend zu optimieren.
Backlinks
Wie schon in unserem Artikel über Suchmaschinenoptimierung-Trends 2019 beschrieben, sind Backlinks immernoch ein wertvolles Instrument.
- Domains mit einer starken Link-Autorität werden bei der Sprachsuche bevorzugt.
Das bedeutet wir arbeiten weiter an einem starken natürlichen Backlink-Profil.
Mobile Optimierung
Eine mobil-optimierte Seite ist nicht nur wichtig für die Textsuche auf Smartphones, sondern ebenfalls für die Voice-Search (und übrigens auch für bezahlte Suchanzeigen).
User Signals
- Bei der Voice-Search werden Seiten mit mehr Shares und Tweets bevorzugt.
- Je aktiver die Social Media Kanäle, desto bedeutender der Content.
- Auch „klassische“ User Signals wie die Absprungrate optimierst du wie gehabt, damit der Sprach-Assistent die Webseite bevorzugt.
On-Page SEO
- Schema Markups sind kleine Code-Schnippsel, die den Suchmaschinen quasi den Aufbau der Webseite erklären. Diese helfen auch Sprach-Assistenten dabei die Seite zu verstehen. Für die Sprachsuche gibt es bereits einen eigenenen Term: speakable; das auf Sprachsuche-optimierte Inhalte hinweist. Dieses wird aber derzeit noch getestet.
- Der HTML-Code sollte klar strukturiert sein und eine saubere Architektur aufweisen.
Außerdem benötigen wir auch bei der Voice-Search schnelle Ladezeiten. Gerade wenn andere Tätigkeiten nebenbei ausgeführt werden, der User keine Zeit hat, will er schnell Ergebnisse.
Dadurch, dass zwar an manchen Geräten Bilder angezeigt werden können, aber keine Bildsuche stattfindet, wird die Beschreibung der Bilder in den Alt-Tags noch wichtiger.
Fazit – Was nimmst du heute aus dem Artikel mit?
Die Sprachsuche wird über kurz oder lang zu einem Bestandteil des Suchmaschinen-Traffics werden. Bereite dich darauf vor, indem du deine Webseite für Voice-Search mitoptimierst bzw. mitoptimieren lässt.
Dabei ist es egal wie groß oder klein dein Business ist.
Beginne schon frühzeitig mit der Optimierung. Jetzt ist der Wettbewerb noch geringer. Du hast Vorteile bei der Überschneidung zur klassischen Textsuche und kannst Kosten sparen, da du nichts umstellen musst.
0 Kommentare